Thema Sportmedizin
Was tun wenn’s zwickt?
21. Mai 2021
Wer für einen Triathlonwettkampf trainiert, muss ein gewisses Trainingspensum absolvieren, um ihn erfolgreich bestreiten zu können. Vom Jedermanntriathlon über Kurz- und Mitteldistanz bis zur Langdistanz nimmt das Trainingsvolumen erheblich zu. Um sich zu verbessern, muss im Training immer wieder im Grenzbereich des Möglichen belastet werden. Schnell kann es passieren, dass dieser Bereich einmal überschritten wird und der Körper mit Übelastungsbeschwerden reagiert.
Betrachtet man die Verletzungen und Überlastungsschäden, so finden sich große Unterschiede in den drei verschiedenen Disziplinen. Die Hälfte der Verletzungen und Überlastungsschäden werden beim Laufen angetroffen, 42 % der Probleme treten beim Radfahren auf, nur 8 % beim Schwimmen. Die meisten akuten Verletzungen finden sich beim Radfahren durch Stürze. Hier sind insbesondere die Arme und Schultergelenke betroffen.
Häufigste Verletzungen beim Triathlon
Verletzungen am Schultereckgelenk und an den Handgelenken sind am häufigsten. Es kommt zu Frakturen und Bandzerreißungen, die bei instabilen Verhältnissen auch operativ versorgt werden müssen. Kommt es zu Stürzen mit Schmerzen und Schwellungen, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um die Unfallfolgen festzustellen. Neben einer klinischen Untersuchung mit Beurteilung der Beweglichkeit und Stabilität der Gelenke ist häufig auch ein Röntgenbild sinnvoll, um eine knöcherne Verletzung auszuschließen. Handelt es sich mehr um Weichteilverletzungen wie Prellungen und Muskelverletzungen, kann auch eine Ultraschalluntersuchung wertvolle Hinweise liefern. Insbesondere Blutergüsse können gut dargestellt werden. Handelt es sich um gelenknahe Verletzungen und ist eine knöcherne Verletzung ausgeschlossen, kann eine Kernspintomographie durchgeführt werden.
In einem Magnetfeld können Verletzungen der Bänder, Sehnen, Muskeln, anderer Gelenkbestandteile wie zum Beispiel der Menisken im Kniegelenk und insbesondere des Knorpels sehr gut dargestellt werden. Bei chronischen Beschwerden gelingt es häufig in der Kernspintomographie auch, Stress- bzw. Überlastungsreaktionen des Knochens nachzuweisen.
Akute Verletzungen
Akute Verletzungen beim Schwimmen und Laufen sind sehr viel seltener. Hier stehen Überlastungsreaktionen im Vordergrund, die beim Schwimmen die obere Extremität und beim Laufen die untere Extremität betreffen. Sehnenreizungen und -entzündungen in der Schultergegend dominieren beim Schwimmen, Sehnenreizungen und -entzündungen an den großen Sehnen der Beinmuskulatur (Patellasehne, Achillessehne und andere Sehnen am Fuß) führen zu Trainingspausen und dem Einsatz von Therapiemaßnahmen. Kommt es zu Schmerzen bei der Trainingsbelastung oder auch nach der Belastung, sollte die betroffene Region geschont werden. Schmerzlindernd wirken in der Akutphase aufgelegte Eisbeutel und auch eine schmerz-und schwellungs-reduzierende Salbe. Grundsätzlich ist bei Überlastungsreaktion allerdings wichtig, die betroffene Region zu bewegen und somit die Durchblutung anzukurbeln, aber nicht zu stark zu belasten, um dem Körper die Gelegenheit zu geben, eigenständig den häufig vorhandenen Entzündungs- oder Reizzustand zu beheben. In den allermeisten Fällen gelingt dies auch, da der Organismus eine Reihe von Helfern zur Verfügung hat, die eine „Störung“ beheben können. Kommt es zu keiner spontanen Besserung können konservative Maßnahmen (Physiotherapie, Wärme- Kältebehandlung, andere physikalische Maßnahmen) zu einer Beschwerdefreiheit führen. In enger Absprache mit dem Trainer und dem Athleten kann das medizinische Betreuerteam (Arzt und Physiotherapeut) die Belastung steuern und nach Ausheilung den Athleten wieder ins Training zurückführen. Wichtig ist zudem, vor Aufnahme der Belastung Schwachstellen aufzudecken, um möglichst Überlastungsschäden gar nicht erst auftreten zu lassen. Insbesondere in den weniger trainingsintensiven Phasen ist es hilfreich, präventiv vorzugehen und durch ein kombiniertes Kraft- und Koordinationstraining Grundlagen für eine erfolgreiche Saison zu legen. Häufig kann durch gezielte Maßnahmen (z.B. Muskeltraining schwächer ausgebildeter Partien, Einlagenversorgung bei Achsfehlstellungen u.a.) die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Überlastungsschäden reduziert werden. Je länger die Distanz desto, professioneller sollte das Team aufgestellt sein, da es bei intensiver Belastung zu Extrembelastungen kommen kann, bei denen das Team eng mit dem Athleten zusammenarbeiten muss.
Überlastungen beim Triathlon
Kommt es zu chronischen Überlastungsreaktionen, die nicht mehr konservativ zu verbessern sind, kann auch eine operative Maßnahme erforderlich werden. Derartige Situationen finden sich häufig dann, wenn durch chronische Überlastungen strukturelle Veränderungen aufgetreten sind, die nicht durch konservative Maßnahmen beseitigt werden können. Im Ausdauersport findet man derartige Veränderungen insbesondere an den großen Sehnen der oberen und vor allem unteren Extremität. Es können sich zum Beispiel an der Patellasehne Verknöcherungen oder Vernarbungen bilden, die bei Belastung permanent zu Entzündungszuständen führen. Eine Entfernung der Vernarbung oder Verknöcherung mit dem begleitenden Entzündungsgewebe kann in vielen Fällen zu einer uneingeschränkten Rückkehr in den Sport führen. Bei all diesen Problemen muss allerdings bedacht werden, dass eine intensive Rehabilitation mit Kraft-und Koordinationsübungen erforderlich ist, um wieder uneingeschränkt dem Sport nachzugehen. Bei Sehnenproblemen ist mit einer Ausfallszeit von 4-6 Monaten zu rechnen, bei muskulären Überlastungen geht das meist schneller, bei Stressfrakturen dauert es mehr als ein halbes Jahr.
Wichtig ist es in allen Fällen, einen Arzt aufzusuchen, der auch mit den disziplin-spezifische Problemen vertraut ist, um die entsprechenden Maßnahmen einzuleiten und dem Sportler die Möglichkeit zu geben, möglichst frühzeitig wieder das Training aufzunehmen ohne Risiko einer erneuten Verletzung.