Thema Golf
Das Gras kennt keinen Feiertag
31. Mai 2021
Sattes Grün, wohin man blickt: Ohne den perfekten Rasen geht beim Golfsport nichts. Verantwortlich für die Pracht sind die Greenkeeper. Ein Anruf bei Klaus-Peter Sauer, Head-Greenkeeper im Golf Club St. Leon-Rot.
Herr Sauer, was macht ein Greenkeeper?
Ein Greenkeeper arbeitet sehr vielfältig, in Stadien, meist aber auf Golfplätzen – naturgemäß vor allem im Freien. Wir pflegen den Rasen, kümmern uns um Sträucher, Bäume und Teiche auf dem Platz – kurz: der Greenkeeper ist dafür zuständig, dass der Golfer die Stunden auf der Golfanlage mit größtmöglichem Freizeitwert genießen kann.
Welche Ausbildung braucht man dafür?
Viele sind als Landschaftsgärtner ausgebildet, oder sie sind Land- oder Forstwirt. Ich selbst bin als Chemikant Quereinsteiger mit landwirtschaftlicher Vorerfahrung; meine Eltern hatten einen Spargelbaubetrieb. Es gibt eine Zusatzausbildung zum Greenkeeper und weiter zum Head-Greenkeeper. Dort lernt man viel Biologie: Pflanzen- und Bodenkunde, aber auch Maschinenkunde, Betriebswirtschaft und Personalführung. Ich habe dann noch
in Amerika das Certificate of Turf Grass Management erworben.
Golfplätze sind der Inbegriff des gut gepflegten Rasens.
Was ist das Besondere daran?
Für ein Golf-Grün brauchen Sie ganz andere Gräser, als man sie im Hausgarten findet. Das ist eine spezielle Rasenmischung, die auch eine sehr spezielle Pflege braucht. Sie muss besonders tiefschnittverträglich sein, das heißt: Wir mähen die Grüns teilweise auf 3 Millimeter, da müssen die Gräser ein entsprechendes Anforderungsprofil haben.
Warum muss das Gras so kurz sein?
Nur, wenn es so kurz ist, können die nötige Geschwindigkeit und das nötige Ballrollverhalten zustande kommen. Das ist vor allem für das Grün, also die Fläche rund um das Loch, sehr wichtig. Denn das Gras ist je nach Bereich auf dem Golfplatz und Anforderung im Verlauf des Spiels unterschiedlich lang. Es ist also ein wichtiger Mitspieler auf dem Golfplatz …
Wie oft muss das Gras geschnitten werden?
Die Grüns mähen wir jeden Tag, die Spielfläche drei-, viermal die Woche, die Abschläge zwei- bis dreimal die Woche. Das Gras kennt keinen Feiertag.
Stört das nicht den Spielbetrieb?
Natürlich ist es wichtig, dass die Golfer so wenig wie möglich beeinträchtigt werden oder durch Geräusche gestört sind. Deshalb fangen wir in der Hochsaison um fünf Uhr morgens an, erst mit den Grüns, die sind das Wichtigste, und danach die Außenbereiche. Zwischen 12 und 14 Uhr sind wir dann fertig mit dem Rasenmähen.
Wenn man jeden Tag mäht – wie viele Millimeter mäht man denn da ab? Wächst das Gras so schnell?
Das ist manchmal weniger als das, was ein Mann morgens rasiert: noch nicht mal ein Millimeter.
Das braucht aber einen sehr genauen Rasenmäher …
Mit dem Rasenmäher aus Ihrem Garten kommen Sie da nicht weit, klar. Wir verwenden Spindelmäher, die machen einen sehr genauen Schnitt und bedeuten eine geringere Verletzungsgefahr für das Blatt – damit also auch weniger Krankheiten. Für jeden Bereich des Golfplatzes gibt es einen eigenen Typ Rasenmäher, sonst müsste man die Mäh-Höhen ständig umstellen.
Klingt sehr nach einer Wissenschaft für sich!
Ja, das ist so. Greenkeeper haben – wie wohl in allen Berufen – ihre eigenen Netzwerke. Wir tauschen uns über Rasensorten, Schnitttechniken, Bewässerungstechnik und die Vorteile unterschiedlicher Rasenmäher aus.
Verraten Sie, wem Sie da vertrauen?
Bei den Rasensorten wäre das jetzt zu komplex zu erklären, und es ist natürlich auch ein bisschen Geheimniskrämerei dabei. Bei den Rasenmähern hat sich bei uns John Deere sehr bewährt.
Und was kann der Hobby-Gärtner, der neidisch auf Ihr Grün blickt, von Ihnen lernen?
Man sollte auch bei der Pflege eines Hausgartens auf scharfe Schneidwerkzeuge achten. Ansonsten: Gutes Saatgut nehmen, düngen, wässern, mähen, vor allem aber: dranbleiben. Mit Maß, aber dranbleiben.