Thema Golf
Interview Dr. Markus Preis
21. Mai 2024
Als Arzt des „Zentrums für Fußchirurgie Wiesbaden“ ist Dr. Markus Preis Teil der Ärzteschaft, die jährlich über 1000 Fuß- und Sprunggelenkoperationen, Prothesen stationär und ambulant durchführen. Das Zentrum für Fußchirurgie gehört zu den größten Zentren in Deutschland, an denen fußchirurgische Operationen angeboten werden. Der Orthopäde gehört zu den Top fünf Operateuren von Sprunggelenk-Prothesen weltweit.
Er ist ambitionierter Tennisspieler in der Hessenliga, hat aktiv Triathlon betrieben, und ist mit dem Golfschwung bestens vertraut: bis zu seinem Studium hat er begeistert Golf gespielt. Wir trafen Dr. Markus Preis in Wiesbaden zu einem Gespräch über die medizinisch sinnvollen Vorbereitungen bei dem Kauf eines neuen Golfschuhs.
Vor dem Gespräch werde ich in einen „Vermessungsraum“ gebracht. Dort steht ein modernes „DIERS System“. Diese Anlage ist ein 4-dimensionales Messlabor. Hier wird die durchgängige Statik des Bewegungsapparats vermessen. Mittels lichtoptischer Messverfahren werden die Beinachsen, die Stellungen der Wirbelkörper zueinander, die Beckenstellung und auftretende Instabilitäten vermessen – statisch und dynamisch! Für die statische Vermessung stehe ich, für die dynamische gehe ich in Gehgeschwindigkeit auf dem Laufband (die Messung ist auch im Laufen bis zu 12 km/h möglich). Das Abrollverhalten des Fußes wird gleich miterfasst, Druckmuster des Fußes in einem separaten Messkasten getrackt. Das Ganze dauert keine 15 Minuten, und ich habe ein komplexes Bild meines Bewegungsablaufs. Faszinierend.
Faszinierend ist auch, dass Dr. Preis mich direkt fragt, ob ich in der letzten Golfsaison Schwierigkeiten in der rechten, äußeren Hüfte sowie im Ansatz des Sprunggelenks/der Achillessehne hatte. Ich bejahe dies, zumal ich nach der Ruhephase im Anschluss an eine Golfrunde, beim erneuten Aufstehen eine Art „Muskelkaterschmerz“ im Fußbereich habe. Mal sind es die Hackenansätze, mal das vordere Sprunggelenk. Ferner habe ich unregelmäßig an der rechten äußeren Seite einen dumpfen Schmerz, der sich nach Überlastung anfühlt. Ich schob dies immer auf die Sommersaison mit relativ vielen Morgenrunden Golf. Doch weit gefehlt: Der Doc erklärt mir die Auswertung meiner „Schiefstellung“, was optisch übrigens ähnlich ernüchternd wie eine Trackman-Aufnahme des eigenen Schwungs ist. Vor dem eigenen, inneren Auge schwingt man ja athletisch wie Dustin Johnson und hat einen Gang wie ein schwebender Gepard. Die Realität klingt allerdings so: „Sie haben einen Hohl-Senkfuß, der sich in der Gangbewegung einen Weg nach innen bahnt.“ Und weiter: „Gerade rechts ist die ausgeprägt, was im Laufe der Zeit zur Folge hatte, dass sich die Bewegungskette nach oben angepasst hat. Erstaunlicherweise gleichen Sie das nicht im Becken aus, sondern haben einseitig einen etwas höheren Schulterstand.“ Rumms. Aber er hat recht: beim Betrachten der Bilder sehe ich aus wie der laufende, Schiefe Turm von Pisa. Wow, da muss ich ran! Also rein ins Gespräch …
Golfmedico: Herr Dr. Preis, wenn ich das jetzt alles so sehe, denke ich mir „kein Schuhkauf mehr ohne korrekte Analyse“, richtig?
Dr. Preis: Ja, denn wir neigen alle dazu, erst hinzusehen, wenn der Bewegungsapparat bereits Probleme bereitet. Prävention ist ganz entspannt möglich, nur sie nutzt kaum jemand. Ein Jugendlicher wird im Sportbereich noch geprüft und häufig auch vermessen – im Erwachsenenalter gerät dies in Vergessenheit.
Es beginnt bei so simplen Dingen wie der richtigen Größe eines Schuhs: ist er zu eng, kann sich dies bis zur Wirbelsäule auswirken. Bin ich bei der Abrollbewegung unbewusst gehemmt, erhöht sich der Druck auf die Vorfußköpfchen und die Mittelfußknochen. Diese Kette setzt sich bis zum Knie und zur Wirbelsäule fort, denn der Fuß ist das Fundament unseres Körpers. Der Witz dabei ist, dass eine kurze Analyse nicht mehr als ein handelsüblicher Golfschuh kostet.