Skoliose Skoliose

Wenn die Wirbelsäule aus der Reihe tanzt: Skoliose im Erwachsenenalter erkennen und behandeln

Bei dem Wort „Skoliose“ denken viele an Kinder oder Jugendliche in der Wachstumsphase. Doch was viele nicht wissen: Auch im Erwachsenenalter kann eine Skoliose entstehen oder sich verschlechtern – mit spürbaren Auswirkungen auf Mobilität, Lebensqualität und Schmerzempfinden. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die sogenannte adulte Skoliose: Was sie verursacht, wie sie erkannt wird und welche Therapien helfen können.

Was ist Skoliose überhaupt?

Skoliose bezeichnet eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule, die mit einer Verdrehung der Wirbelkörper einhergeht. Man erkennt sie oft an einer ungleichmäßigen Schulterhöhe, einem schiefen Becken oder einem auffälligen Rückenbuckel beim Vorbeugen.

Bei Erwachsenen wird zwischen zwei Formen unterschieden:

  • Primäre (idiopathische) Skoliose: Entwickelt sich meist schon in der Jugend und bleibt im Erwachsenenalter bestehen oder schreitet weiter fort.
  • Sekundäre (degenerative) Skoliose: Entsteht durch altersbedingte Abnutzung der Bandscheiben, Wirbelgelenke und Bänder – meist nach dem 50. Lebensjahr.

Ursachen: Warum entsteht Skoliose im Erwachsenenalter?

Anders als bei Jugendlichen, wo genetische Faktoren dominieren, spielen bei Erwachsenen vor allem degenerative Veränderungen eine Rolle:

  • Abnutzung der Bandscheiben: Der „Puffer“ zwischen den Wirbeln verliert an Elastizität und Höhe – die Statik gerät aus dem Gleichgewicht.
  • Arthrose der kleinen Wirbelgelenke: Führt zu Instabilität und Verformung.
  • Osteoporose: Eine verminderte Knochendichte kann Wirbelkörper einsinken lassen und die Wirbelsäule „kippen“.
  • Muskuläre Dysbalancen: Wenn Rumpf- und Rückenmuskulatur einseitig schwach oder verkürzt ist, begünstigt das eine Fehlhaltung.

Symptome: Wie äußert sich eine adulte Skoliose?

Nicht jede Verkrümmung führt automatisch zu Beschwerden. Aber wenn die Wirbelsäule aus der Achse gerät, hat das oft spürbare Folgen:

  • Rückenschmerzen: Besonders im Bereich der Lendenwirbelsäule.
  • Muskuläre Verspannungen: Durch die asymmetrische Belastung der Rückenmuskulatur.
  • Veränderung der Körperhaltung: Schiefes Becken, einseitige Schultersenkung oder „Einfallen“ des Rumpfes.
  • Erschwerte Beweglichkeit: Besonders bei Dreh- und Seitneigungsbewegungen.
  • Atemprobleme: In schweren Fällen durch Einengung des Brustkorbs.

Diagnostik: Wie wird eine Skoliose festgestellt?

Eine gründliche Untersuchung ist entscheidend für die richtige Therapieentscheidung. Diese umfasst:

  • Körperliche Untersuchung: Haltungskontrolle, Beuge- und Bewegungstests.
  • Röntgenaufnahmen: Zeigen den Krümmungswinkel nach Cobb – ab ca. 10° spricht man von Skoliose.
  • MRT: Wichtig zum Ausschluss von Nervenreizungen oder Bandscheibenvorfällen.
  • Funktionstests: Ermitteln, wie stabil und beweglich die Wirbelsäule ist.

Therapie: Was tun gegen Skoliose im Erwachsenenalter?

Nicht jeder Fall erfordert eine Operation. Im Gegenteil: In den meisten Fällen stehen konservative Therapien im Vordergrund – individuell angepasst an das Beschwerdebild und den Lebensstil der Betroffenen.

Konservative Behandlung

  • Physiotherapie: Gezielte Übungen zur Kräftigung und Mobilisierung der Rumpfmuskulatur. Besonders wirksam: die sogenannte Schroth-Therapie.
  • Manuelle Therapie: Mobilisiert blockierte Segmente und verbessert die Haltung.
  • Medikamentöse Schmerztherapie: Entzündungshemmer oder Muskelrelaxantien zur Symptomlinderung.
  • Orthesen: In speziellen Fällen kann ein Stützmieder sinnvoll sein.
  • Ergotherapie: Alltagshilfen und Rückenschule zur Entlastung im Alltag.

Operative Behandlung

Bei stark ausgeprägten Krümmungen (z. B. > 40°) oder zunehmenden neurologischen Ausfällen kann eine Operation notwendig werden. Ziel ist es, die Wirbelsäule zu begradigen und zu stabilisieren – meist mit Schrauben, Stäben und Knochenimplantaten. Dank moderner Techniken sind Eingriffe heute sicherer und gewebeschonender als früher.

Leben mit Skoliose: Was hilft im Alltag?

Ein aktiver Lebensstil ist der beste Schutz vor dem Fortschreiten der Skoliose. Kleine Maßnahmen können im Alltag Großes bewirken:

  • Regelmäßige Bewegung: Schwimmen, Nordic Walking oder gezieltes Training.
  • Ergonomischer Arbeitsplatz: Stuhl, Schreibtisch und Monitorhöhe richtig einstellen.
  • Aufrechte Haltung: Schon eine bewusste Körperhaltung kann Schmerzen verringern.
  • Wärmebehandlungen: Entspannen verspannte Muskulatur.

Fazit: Gerade leben – auch mit gekrümmter Wirbelsäule

Skoliose im Erwachsenenalter ist keine seltene Diagnose – aber eine, mit der man gut leben kann. Wichtig ist die individuelle Einschätzung durch einen Spezialisten und eine frühzeitige, gezielte Therapie. Je früher gehandelt wird, desto besser lassen sich Beschwerden lindern und das Fortschreiten der Verkrümmung bremsen.

Im nächsten Artikel widmen wir uns einer weiteren häufigen orthopädischen Erkrankung: dem Meniskusriss – und erklären, warum er nicht nur Sportler betrifft.